Die Fruchtfliegen-Falle

Am 09.04.2018 berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass die Stadt München einem sehr engagierten Biocaterer 2000 Essen gekündigt hat, weil ein Kind in seinem Auflauf eine Fruchtfliege fand.

Wir haben das Thema aufgegriffen und einen Leserbrief (der auch veröffentlicht wurde) dazu geschrieben.

Hier der Text:

Mit Verwunderung habe ich den Artikel gelesen und frage mich, ob bei uns beim Thema Essen und Verpflegung wirklich noch alles in Ordnung ist.

Ich kann zwar verstehen, dass ein Kind mit Ekel reagiert, wenn es ein Insekt im Essen findet. Ich kann nicht verstehen, warum einem Caterer aufgrund dessen gekündigt wird. Der Betrieb von Herrn Geiger unterliegt mit Sicherheit strengen Hygienevorschriften und wird auch kontrolliert. Wenn es von Seiten der Kontrolle keine Beanstandungen gab, könnte man auch besonnen ragieren und das Gespräch suchen. Es schien ja kein Dauerzustand zu sein.

Mir drängt sich bei diesem Thema die Frage auf, was Kindern heute noch "zugemutet" werden darf. Eine Fruchtfliege ist nicht lebensbedrohlich oder gesundheitsgefährdend und lässt sich leicht entfernen. Das Essen ist dadurch nicht grundsätzlich verdorben. Es ist befremdlich, wenn einerseits der biologische Landbau gefördert werden soll - was durchaus Sinn macht - anderseits aber kein Insekt in die Nähe von Lebensmitteln gelangen darf. Bienen und Schmetterlinge sollen geschützt werden, Fruchtfliegen und Motten leben leider ebenfalls in der Nähe des Menschen. Wie soll das gehen - die hübschen Insekten behalten wir, die, die uns nicht so sehr ansprechen, sollen weg? Wer den Schmetterling sehen will, wird die Raupe aushalten müssen- oder die Menschen sind so ehrlich und sagen ganz klar, dass sie lieber Insektizide und Desinfektionsmittel möchten als Insekten.

Das Thema ist emotional extrem aufgeheizt und hat mit rationalen Entscheidungen nur noch wenig zu tun. Alle Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Das ist ganz normal. Und alle Eltern gehen davon aus, dass das Beste das ist, was sie ihrem Kind geben. Genau dieser Schritt ist aber nicht möglich bei Außer-Haus-Verpflegung. Es kocht eben jemand anders und dieser jemand kocht nie gleich wie Mutter oder Vater. Kritik ist vorprogrammiert. Die Kinder werden sich immer wünschen, dass es so wie zu Hause schmeckt. Leider schmeckt es bei Tausenden Kindern zu Hause unterschiedlich; es wird nie lauter zufriedene Gesichter geben. Ich würde mir bei diesem Thema mehr Ruhe, Gelassenheit und eine bessere Kommunikation wünschen.

 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei unseren Gästen recht herzlich bedanken für die gute Zusammenarbeit und die hervorragende Kommunikation.

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